Aufbruch

9. April 2016
Am 23. April soll die Skokie nach dem milden Winter wieder ins Wasser. Der Termin musste vom 16. April um eine Woche nach hinten verschoben werden, weil die Werft am Nordostseekanal vergessen hatte, das Vorstag wie beauftragt zu erneuern. 4 Tage vor dem Krantermin wurde das Vorstag dann durchgeknipst, um dann im Nachhinein festzustellen, dass das Drahtterminal, das die Verbindung zum Mast herstellt, als Ersatzteil nicht mehr lieferbar ist. Eine komplett neue Rollfockanlage für den 10fachen Auftragswert sollte die Lösung sein.
Nachdem sich die Schnappatmung bei mir am Telefon einigermaßen gelegt und die Kostenteilung für die Folgen des schnellen Schnitts einen Konsens erreicht hatte, wurde der neue Krantermin auf den 23. April verlegt, da die Lieferung der neuen Furlex eine Woche dauern sollte.

24. April 2016
Das Boot ist tatsächlich im Wasser. Als wir am Nord-Ostseekanal ankamen, stand der Mast auf dem Boot sauber aufgetakelt mit einer niegelnagelneuen Rollfockanlage. Um 12 Uhr hing die Skokie am Kranhaken. Im Wasser ein gründlicher Check. Alles dicht. Der Motor springt gleich nach dem zweiten Startversuch an. Mit Mut ablegen und nach einer Viertelstunde können wir mit 20 anderen Yachten in die Schleuse. Um 13.30h sind wir auf der Kieler Förde und fahren unter Motor nach Wendtorf. Es ist zwar lausig kalt, aber die Sonne scheint, keine Wolke am Himmel. Endlich wieder auf dem Wasser und große Vorfreude stellt sich ein. Noch ca. 5 Wochen, dann soll es losgehen. Ist das wirklich wahr?

22. Mai 2016

Die letzten Schrauben sind eingedreht. Der Proviant verstaut. Die Klappfahrräder und das Beiboot untergebracht. Der Plotter arbeitet auf Anhieb mit dem UKW-Funk und dem AIS-Empfänger zusammen. Das neue Ladegerät und die erneuerte Batteriebank funktionieren einwandfrei.
Zwei Probeschläge sind gesegelt, alles tut seinen Dienst wie es soll. Die Handgriffe beim Segeln sind jetzt nach der Winterpause schnell wieder Routine geworden. Das Großsegel faltet sich wie von selbst beim Bergen in die jetzt korrigierten Lazyjacks. Am letzten Sonntag vor dem Starttermin war das Wetter wie gemacht fürs Lossegeln. SSW 4, Sonnenschein, 25°C, blauer Himmel. Schade, wir können erst in einer Woche unterwegs sein. Bis dahin soll zu Haus und im Büro noch alles geordnet hinterlassen werden. Viele Freunde haben sich angekündigt. Für die "große Auslaufparade" wie Gerd es bezeichnet. Das Interesse an unserer Reise ist überraschend groß und macht uns manchmal etwas verlegen.
 
Eigentlich haben wir schon fast überplant. Aber so sind wir beide als Projektmenschen eben. In welchem Staufach welche Konservendose untergebracht ist, geben die Notizen in Andreas Notizbuch her. Wetterkarten sollen per GRIB Dateien von Meeno Schrader auf den Bord PC kommen. Sharon und Thorsten wollen mit der SY Sunrise zur Aufbruchparty segeln. Dosenbrot für alle Fälle kommt morgen noch von Amzon. Welches Wetter uns wohl erwartet? Wie wohl der Sommer im Ganzen wird? Sturm und Regentage? Sonne oder Flaute? Wir sind vorbereitet! Es kann losgehen.

28.5.2016, Samstag

Etwas angespannt und hektisch haben wir am Freitag das Auto gepackt. Alle unser Kinder mit Partnern waren zur Verabschiedung noch da. Alles geregelt? Sicher, und wenn nicht, wirds schon schief gehen.
Um 22:30h auf die Autobahn. Zwischendurch noch einen Imbiss. Auf halber Strecke fangen die Augen am Steuer an zu klimpern. Bevor der Sekundenschlaf einsetzt, rechts raus, Lehne zurück, ein kurzer Powernap. Um 5:00 geht's weiter. Um 6:30h sind wir am Boot. Ein schöner Morgen. Schnell sind die letzten Sachen verstaut und wir können uns den Bootsnachbarn und einem Frühstück zuwenden. 
Um 17h gehen wir zum Fischkutter. Dort haben wir für all unsere Freunde eine kleine rustikale Aufbruchparty organisiert. Auf der Søgård wird leckerer Fisch für uns gebraten und wir können die ganze Nacht dort sitzen, anstoßen und Seeräuberpistolen erzählen. Überraschenderweise sind auch ganz viele Nichtsegler gekommen, um uns eine Gute Reise zu wünschen. Mit extralanger Anfahrt. Wie schön. Wir freuen uns sehr. Auch über die netten Mitbringsel und letzten kleinen Ausrüstungsgegenstände, die sehr liebevoll verpackt und mit glimmrigen Augen überreicht werden. Wir sind ganz gerührt.
Am Sonntag um 7:30h aufstehen. Klar machen zum Ablegen. Auf dem Steg stehen alle Spalier, was für ein tolles Bild. Ein bißchen wird die Kehle trocken. Große Umarmungen, immer eine handbreit.., guten Wind, kommt gesund wieder. Einfach tolle Freunde. Wir legen ab, rollen die Genua aus und verlassen unter Segel den Hafen. Es hupen sogar die Nebelhörner. "Sunrise", "Pantoflé" und "Scorpius" begleiten uns bis hinter die Ansteuerungstonne. Auf Wiedersehen. Die etwas feuchten Augen werden wieder trocken, jetzt wird gesegelt. Aber ohne Wind? Die erste Stunde müssen wir motoren. Dann setzt NE ein und geht auf 4-5 Bft hoch. Da keine Welle vorhanden ist, kann der Autopilot seine Arbeit einfach verrichten. 6-7kn Fahrt. Da macht Segeln Spaß.
Vor der Fehmarnbeltbrücke nimmt der NE auf 5-6 Bft zu. Wir reffen und rollen die Genua etwas ein. Im Osten der Brücke steht eine hohe Welle. Der Wind hatte dort genug Raum, um Dünung aufzubauen. Am letzten Tonnenpaar drehen wir nach Süd ab. Kurs Großenbrode. Die Böen gehen einmal bis auf 16 m/s hoch, das ist Ende 7 Bft, fast 8. Das geht ja gut los. Um 18:30h sind wir in der Klemenswerft in einer windgeschützten Ecke fest. Thorsten und Sharon von der "Sunrise" sind mit uns den ersten Schlag gefahren. Wir gönnen uns zusammen einen Restaurantbesuch. 
Da der NE-Wind auch für Montag nicht unter 6Bft fallen soll, beschließen wir am Montag gleich unseren ersten Hafentag zu machen. Der bekommt uns gut, um einmal runter zu kommen und den Büro-, Vobereitungs- und Aufbruchstress hinter sich zu lassen. Wir genießen uns allein zu haben und ein wenig zu trödeln.