5. Etappe, Göteborg bis Kiel

Fast einmal rum
Fast einmal rum

Göteborg, Mi 17. und Do 18. August

Im 2kn schnellen Strom des Götaälv rauschen wir mit Schiebewind von hinten auf die Eisenbahndrehbrücke von Göteborg zu. Diese öffnet recht zügig. Zum Glück, weil sich die Skokie nur schwer in Warteposition halten lässt. Die letzte Brücke vor der Citymarina Lilla Bommen hat drei Durchfahrten. Die Mitte, 18,5 m hoch, ist gesperrt. Die seitliche Durchfahrt ist erlaubt. Mit 17,1m lichter Höhe müssen wir drunter passen. Trotzdem wieder mit dem Rückwärtsgang Geschwindigkeit reduzieren und gaaaanz langsam rantasten. Natürlich passt es. Genug Toleranzen sind vorgesehen. Aber wenn's knapp wird, ist es immer wieder spannend. 
Sofort nach der Brücke, dem Tor nach Göteborg, drehen wir nach Backbord in die Marina. Der erste Liegeplatz gehört zum Internetreservierungssystem Dockspot.com. Nach Auskunft unseres Handys ist der frei, nach Meinung der Hafenmeisterin belegt. Also wechseln. Wir holen eine stinkende Grundleine vom anderen Steg, deren Betonanker viel zu dicht am Steg liegt und sich in unserem Ruder verfängt. Nach einigen akrobatischen Übungen, auch mit Hilfe unseres Dingis, bekommen wir die Leine an der Mittelklampe fest und können so nicht mehr gegen den Steg treiben. Eine tote Möwe schwimmt im trüben Hafenwasser unter dem Bug durch.
 🎼 "Tote Möwen dürfen nicht verwe-he-sen, tote Möwen bringt man zum Chine-he-sen". 

Nachdem einige Mails erledigt sind, ziehen wir in die Stadt und fangen im Hafencafé gleich an. Direkt neben der Marina liegt Schwedens scheinbar größte Shoppingmall, da lassen sich noch einige Besorgungen machen, von denen man nicht wußte, dass man sie braucht. 
Am Abend werden wir vom "Kulturkallas", einem Stadtfestival überrascht. In allen Straßen Kleinkunst und Musik. Als Krönung auf der großen Zentralbühne eine Band namens Blacknuss. Funk/Soul/Reggae/Rap/afrikanisch-kreolische Elemente. Dann später dazu eine energiegeladene Sängerin, die den Marktplatz mit Stücken von Shaka Khan, Tina Turner, Michael Jackson in Stimmung bringt. Up - down - funk me up - updownfunkmeup. 
Alle, aber wirklich alle wippen und tanzen auf dem Kopfsteinpflaster zu den groovenden Bläsersätzen. 
Um 23h ist Schluss und wir schlendern zurück zum Boot. 

Am Donnerstag morgen hat sich Peter Svahn bei uns angekündigt. Er ist der Maxispecialisten (siehe "Links"). Ein ehemaliger Mitarbeiter der ursprünglichen Maxiwerft von Pelle Petterson, die unser Boot gebaut hat. Wir hatten ihn kontaktiert, weil ein Fuß einer Relingsstütze einen Riss hat, droht zu brechen und ersetzt werden muß. Peter kann für Ersatzteile sorgen. Da wir nicht mehr nach Norden zur Insel Tjörn kommen, hatte er sich bereit erklärt, auf einem Weg nach Göteborg auch zu uns zu kommen und uns mit Ersatzteilen zu versorgen. Das ist echt klasse. So kommt es, dass der wirkliche Kenner sich einmal unser Boot anschaut. Ein Karton mit Teilen wird gegen Bares am Steg getauscht. Nach ein paar Minuten Fachsimpeln muss er zurück zur Parkuhr. Trotzdem reicht die Zeit für ein Abschiedsfoto. Tack för hjelpen, Peter! Brå service. 




Göteborg nach Süden, Freitag, 19. August 2016

Wir wollen heute noch Varberg. Bis Mittag gibt es aber keinen Wind. Vorsichtshalber tanken wir noch Diesel nach, in einer großen Marina 3sm vor Göteborg. Der Motor war sparsam auf dem Trollhättekanal: weniger als 1,5l pro Stunde. Es passen noch 18l in den Tank, seit Vänersborg. 
Um 12 Uhr können die Segel hochgezogen werden. Ohne Welle, bei 3Bft läuft die Skokie mit 6kn unter Groß und Blister nach Süden. Es macht unheimlich Spaß. Bis 15h haken wir einen Leuchturm nach dem anderen ab. Die stehen hier alle 5-8sm die Küste entlang auf kleinen Inseln. Wir entdecken auf der Karte eine schöne Ankerbucht vor der Insel Malö. Da der Wind eh wieder weniger wird und wir Varberg erst nach 21h erreichen würden, beschließen wir diese Nacht vor Anker in dieser Bucht zu verbringen. 
Andrea steuert behutsam zwischen den Inseln und Felsen ein. Wir finden an den Klippen Eisenringe für das "Schwedisch Ankern" mit Heckanker und Bug an Land.  Und wir finden eine freie Ankerboje des SXK, dem Svenska Cruiser Klubben. Da die Felsen schon viel Schatten machen, entscheiden wir uns für die Boje. Andrea fährt sie auf den Punkt an, ich kann bequem die Bugleine durchfädeln. Fertig. Kein Geschmadder mit Kette und Schlick. 
Eine kleine Runde mit dem Beiboot auf eine kahle Felsinsel ist dann heute auch noch drin. Das ganze bei wärmender Abendsonne. Wir suchen am Strand runde Steine und Strandgut zum basteln. Dabei sehen wir einen Kadaver einer Robbe. Die Nachbarinseln sind von Mai bis Juli Robbenschutzgebiet. Diese hier leider nicht. 
Zurück am Boot wird gleich Abendbrot gegessen. Und dann kommt's ganz kitschig: Bei völliger Windstille geht der Vollmond dunkelgelb über den Felsen auf. 

Jetzt liegen wir in der Koje, es ist absolut still und wir fühlen uns unglaublich geborgen und glücklich. 

Vor Insel Malö
Vor Insel Malö

Samstag, 20. August 2016, Varberg. 
Von der Ankerbucht Malöhamn mit 160* bei Wind aus Südost nach Varberg. Ca. 20sm. Es setzt starker Nordstrom, der uns erheblich Geschwindigkeit kostet. Vor der Ansteuerung von Varberg müssen wir noch aufkreuzen. Der Strom verschafft uns einen hundsmiserablen Wendewinkel. So kommt's, dass wir trotz kurzer Distanz lange auf dem Wasser sind. Regenverhangen, ohne Sonne mit 3,5 - 4 kn gegenan. Kennen wir. Ärgert uns nicht mehr. 
Ein Steak für jeden von uns wird mit den letzten schwedischen Kronen bezahlt. Bargeld braucht in Schweden sowieso niemand. Alles wird mit Karten bezahlt. Selbst das Elch-Kebab auf dem Markt von Göteborg kann nicht bar beglichen werden. Nur die Karte zählt. 

Morgen soll's nach Anholt gehen. Wetterprognose: Wenig Wind, aber von vorn. Stark bewölkt und kleine Schauer, 
Wir werden die Genua aufziehen. 

Heute, in Varberg, haben wir endlich seit Wochen wieder eine stabile und schnelle Internetverbindung. Im Kapitel Stockholm bis Göteborg, 4. Etappe, haben wir jetzt noch ein paar Videoclips einstellen können.  

Die Versorgung mit WiFi im Götakanal war wirklich miserabel. 

  
Sonntag, 21. August 2016, Anholt, Dänemark. 

Beim Aufwachen in Varberg ist Nebel. Nur langsam lichtet er sich und wir können das andere Ufer wieder erkennen. Ohne Eile frühstücken wir. Der Wind soll erst am späten Vormittag von Süd auf SüdOst drehen. Das ist für uns günstiger. Ein wenig Sonne hilft aus Nebel, diesig zu machen.  Um 11:30h fahren wir raus. 
Die kabbelige Welle vor den Molenköpfen erinnert uns an die Hafeneinfahrten in Polen. Aber je weiter wir uns vom Ufer entfernen, desto glatter wird das Meer. Mit jeder Kabellänge Richtung Westen lässt auch der Nordstrom, die "Baltische Strömung" nach und wir können mit Wind "etwas vorlicher als halb" gemütlich aber zügig segeln. Um halber Strecke sammelt sich der Nebel noch einmal und nimmt uns die Sicht. Für ca. 45 Minuten müssen wir konzentriert Ausschau halten und das AIS beobachten. Der große Radarreflektor ist auch gesetzt. Wir sind aber nach der Erfahrung aus der Nebelfahrt von Tallin nach Helsinki wesentlich entspannter. 

Der Wind schwächelt, der Motor muß für eine Stunde unterstützen. 
Das letzte Drittel läuft es aber mit 6kn unter Segeln zügig zur dänischen Insel im Kattegat. 37sm in 8,5 Stunden mit Autopilot. Entspanntes Sonntagssegeln. 

Nun ist auch die achte Gastlandflagge unserer Reise unter der Steuerbordsaling. Normalerweise wird die Dänische spätestens an Pfingsten bei uns gelüftet. In diesem Jahr darf sie erst Ende August nach oben. 



Montag, 22. August 2016, Anholt - Gilleleje/Sjælland
Gestern Wind aus SüdOst, also Kurs SüdWest nach Anholt. Heute Wind SüdWest, also Kurs SüdOst. Das heißt wir können noch nach Kopenhagen segeln. Gute 45sm liegen vor uns, der Wind wird moderat bis frisch. Aber eben nicht voll gegenan und bei verträglicher Welle. Teilweise mit 7,5 Knoten laufen wir geraden Kurs, nehmen uns zuerst den Hafen Mølle in Schweden vor, können aber doch westlicher auf den Fischerhafen Gilleleje zu halten. Der Regenschauer aus den extrem dunklen Wolken ist nur schwach und kurz. Um 19h liegen wir längsseits im Sydbassin. 
Ein niedliches Städtchen. Genau das, warum wir Dänemark beim Segeln so gern mögen. Am nächsten Morgen machen wir uns auch erst um 12:00h auf den Weg nach Kopenhagen. 
Ankündigung des Regenschauers
Ankündigung des Regenschauers

Die Städte

Jede große Stadt, die wir besucht haben, ist toll. Danzig, Riga, Tallinn, Helsinki, Turku, Stockholm, Göteborg und Kopenhagen: Faszinierend jede für sich. Und durch das Anlaufen nacheinander auch direkt miteinander vergleichbar. Jede Stadt hat eine andere Atmosphäre, die Menschen sehen unterschiedlich aus und verhalten sich unterschiedlich. 

Wie spannend, die Städte vom Wasser aus zu erobern! Das hat noch einmal eine ganz andere Dimension als per Flieger oder von Land aus. Wir haben beide unsere Favoriten, aber toll sind sie einfach alle. So viel Leben - das haben alle gemeinsam. Und wir tauchen einfach ein und sind mittendrin. Und tragen mit der Skokie unseren Teil zum maritimen Hafenflair bei... Unbeschreiblich. Auch der Kontrast: eben liegen wir noch mit dem Schiff in einer Bucht. Können den Flügelschlag der über uns fliegenden Gänse hören. Den eigenen Herzschlag. Sonst nix. Und dann ein paar Seemeilen weiter sind wir im prallen Leben! In Worte fassen kann man das nicht wirklich. Das Bedürfnis, einfach nur zu schauen, ist groß. Man sollte nur nicht vergessen, den Mund zu schließen.....


København

Dienstag, 23. August 2016
Von Gilleleje fahren wir südwärts in den Öresund, der Dänemark von Schweden trennt. Oben liegen sich Helsingør und Helsingborg gegenüber, unten Kopenhagen und Malmö. Natürlich ist in diesem Ballungsgebiet der Fährverkehr besonders intensiv. Zwischen Malmö und Kopenhagen pendeln auch Züge im 20min-Takt über die Öresundbrücke. 

Seit Varberg in Schweden haben wir immer den richtigen Wind. Heute von achtern. Direkt vor Gilleleje rollen wir die Genua aus und stellen den Jockel gleich hinter der Hafenausfahrt aus. Segeln. Der Sommer meint es noch einmal gut mit uns. Der Tag wird 25*C warm und wahrer Wind und Fahrtwind heben sich gegenseitig auf, so daß sich an Bord Badehosenwetter ergibt. Vor der nur 2sm schmalen Meeresenge zwischen Helsingör und Helsingborg setzen wir das Großsegel dazu, die Fahrt geht zeitweilig auf 6kn hoch. 
Wir denken an Sharon und Thorsten, die vor 2 Wochen auf ihrem Urlaubstörn hier mit der Sunrise vorbeigesegelt sind. Auch Anne und Ulf hatten uns geschrieben, dass sie nicht nach Bornholm, sondern nach Kopenhagen mit ihrer Grautvornix gesegelt sind. So kreuzen sich die Spuren unserer Segelboote im Öresund. 
Kerrin und Jesper sind seit Anfang der Woche auch wieder in Job. Dennoch fragen wir per WhatsApp nach, ob wir uns nicht in CPH abends auf ein Bier treffen wollen. Die Antwort kommt prompt "Ja, det vil vi gerne". Da die gemütliche Fahrt durch den Öresund jetzt doch zu langsam wird, starten wir den Motor und versuchen mit 5,5kn unsere Verabredung im Grillrestaurant, kurz hinter der "Lille Havfru" pünktlich einzuhalten. 
Der Hafenmeister ist nicht ganz mit unserer Liegeplatzwahl in der netten Marina Lange Linie einverstanden und bringt sehr höflich seine Bedenken bezüglich der Bootslänge ein. Es wäre auf alle Fälle unsere Entscheidung, dennoch, wenn es Wind gäbe..., aber der ist heute ja nicht zu erwarten..., die Heckboje nebenan ist sehr leicht zu nehmen und er würde dann auch die Bugleine nehmen.... Es ist nur ein Vorschlag...
Bei soviel Höflichkeit können wir nicht widerstehen und legen noch einmal ab, um dem gut gemeinten Rat des Hafenmeisters zu entsprechen. 
Dann ohne Anlegertrunk zum Grill Toldboden. Auf dem Platz vor dem Restaurant geht gerade eine Auto-Oldtimer Show zu Ende. Jesper und Kerrin winken schon von Weitem und die Freude, sich wiederzusehen ist groß. Dabei ist es gerade erst 5 oder 6 Tage her, dass sich die Kurse getrennt haben. Dennoch gibt es schon wieder viel Erlebtes zu erzählen. 
Viel zu kurz ist der Abend, aber beide müssen morgen früh wieder arbeiten. Ganz offen, finden wir es auch gut, jemanden gefunden zu haben, der dem Götakanal nicht ganz kritiklos gegenübersteht. Aber wir hatten ja auch die gleichen Wetterbedingungen auf dem Kanal. Das Abschiedsfoto ist leider etwas rot geworden, weil nur die elektrische Wärmelampe Licht gespendet hat. Die Leuchten der königlich dänischen Jacht Danebrog (72m), die direkt dem Restaurant gegenüber ankerte, reichten leider nicht aus. 

Mittwoch, 24. August 2016
Wonderful Copenhagen
Da wir schon ein paar Mal in Kopenhagen waren und die Hauptrouten der Touristen kennen, können wir die Tips von Kerrin und Jesper gut gebrauchen. Wir fahren mit dem Hafenbus, eins der gelbenTaxiboote bis tief nach Westen. Station Bryggebroen steigen wir aus und laufen den ganzen Tag zu Fuß durch CPH zurück zum Boot. Die Shoppingmall Fisketorvet wir kurz besucht, dann sind wir im Quartier Vesterbroen. Nicht zu viel versprochen: Wie in Berlin Kreuzberg, Prenzlauer Berg oder Schanzenviertel in Hamburg ist das alte Kopenhagener Arbeiterviertel von bunten, vielfältigem Lebengefüllt. Die unterschiedlichsten Menschen treffen hier zusammen. Schwer zu beschreiben, aber beeindruckend. Das Fahrrad ist Verkehrsmittel Nr. 1. entsprechend viele Fahrradläden und Werkstätten gibtes hier.
Kleine Läden, Cafés, Sexshops, Trödel und arabische Frisøre reihen sich aneinander. Dazu Sonne satt. Ein toller Tag in wonderful Copenhagen. 

Flaggenparade

Weil es uns im "Toldboden" am Abend vorher gut gefallen hat und wir unseren schönen Kopenhagentag abrunden möchten, gehen wir heute Abend noch einmal dorthin. Eine lauschige und angesagte Location am Wasser, in der Abendsonne. 
Rechtzeitig vor Sonnenuntergang. Dann nämlich werden die Nationalflaggen der Schiffe eingeholt. Eine Zeremonie, die wir in Mariehamn ausführlich erlebt und beschrieben haben. Hier in Kopenhagen gibt die Danebrog, die königliche Yacht, die gerade vor dem Schloß ankert, den Takt vor. Wir können es draußen, vom Restaurant aus, wie auf einer Bühne beobachten: 
Um 20:15 kommt Bewegung in die Seemänner mit den weißen Uniformen. Am Heck steht einer und piert mit dem Fernglas an Land. Am kurzen Mast in der Mitte wird ein langer Wimpel, gelb blau gelb aufgezogen. Nach wenigen Augenblicken geht er wieder runter. Eine weitere weiße Uniform erscheint am Bug. Auch dort weht eine kleine Nationalflagge. Pünktlich um 20:26h - berechneter Sonnenuntergang - knallt ein lauter, dumpfer Kanonenschuß durch den Hafen. Die Leute im Restaurant zucken erschreckt zusammen. Dann werden die Flaggen auf der Danebrog akkurat eingeholt. Die Flaggenstöcke zeigen jetzt leer in den Abendhimmel. Gleich darauf sieht man das Ankerlicht für die Nacht am Signalmast leuchten. Eigentlich nicht notwendig. Die Yacht ist auch in der Nacht überhaupt nicht zu übersehen. Aber hier kommt es eben auf einwandfreie Seemannschaft an. 

Unsere "Frau Merkel" haben wir schon etwas früher, beim Vonbordgehen von der Skokie aus dem Flaggenhalter genommen. Gehört sich einfach so. Erst recht, wenn man im Vorgarten von Margarete festgemacht hat. 

Donnerstag, 25. August 2016, København nach Rødvig
34sm, Kurs Süd-Südwest. Es wäre fast ein Kreuzkurs geworden, aber der Wind kommt östlicher als vorhergesagt, so geht es in einem Rutsch, am Wind, über die Køgebugt. Wie immer, kurz hinter Dragør steilt sich die Welle auf, es stampft einigermaßen. 1kn Strom nach Nord bremst unsere Fahrt. Eigentlich ein ganz normaler Schlag, an einem eigentlich ganz normalen Urlaubstag.

Aber wir können dann doch nicht ohne  Dramatik auskommen: 

1. Seit zwei Tagen meldet sich Jens' linke Niere, dass sie auch da ist. Och nein, bitte nicht jetzt eine Nierenkolik. Am Dienstagbend werden die bereits bekannten Symptome immer deutlicher. Der Schmerz nimmt zu. Auf alle Fälle wird vor dem Schlafengehen eine Hospitaltasche mit dem Nötigsten gepackt und die vorrätigen Medikamente bereit gelegt. Abwarten. Noch haben wir auch für eine zweitägige Ausfallzeit genügend Puffer und Kopenhagen ist bestimmt kein schlechter Ort für eine Kolik. 
Trinken, Trinken, Trinken. Das scheint zu helfen. Am Morgen dann Beratung. Wir beschließen loszufahren, weil es sich beruhigt hat. Dabei bleibt es dann auch. Wir sind wirklich froh, dass nicht mehr draus geworden ist. 

2. Unterwegs meldet das UKW-Funkgerät heulend laut einen Distress-Alarm. Diesmal keiner der vielen Fehlalarme. Über Ljungby Radio wird ein Notfall koordiniert. Mann über Bord. Irgendwo im Umkreis von 30 sm. Wir können die Position nicht genau verstehen. Es wird sehr ruhig und professionell auf Kanal 16 gefunkt und agiert. Helikopter und Suchboote kommen zum Einsatz. Die Personen wird noch Stunden später gesucht. Ljungby Radio fordert weiter regelmäßig über Funk die Schiffahrt auf, im betroffenen Gebiet nach dem Vermissten Ausschau zu halten. Man hat ihn scheinbar noch nicht gefunden. Wie schrecklich. 

3. Abends in Rødvig stellen wir in der Vorschiffskoje nasse Polster fest. Natürlich hat das Amwindsegeln eine Riesenspaß gemacht. Die Fußreling war bei der Schräglage fast ständig unter Wasser und der Bug hat auch Dann und Wann in den Wellen ordentlich Wasser geschaufelt. Aber das Wasser ist nicht nur draußen abgelaufen sondern hat sich einen, noch nicht einwandfrei identifizierten Weg zum Vorschiffspolster an Steuerbord gesucht. Auf der heftigen Wellenfahrt um Landsort in Schweden waren wir auch auf Steuerbordbug unterwegs. Auch da gab es schon einmal Feuchtigkeit im Boot vorn, die von Außen kommen musste. Jetzt wird erst einmal getrocknet und die Suche nach dem Leck morgen früh fortgesetzt. Wir werden es schon finden. Die Umstände bei denen es nass wird, sind ja ziemlich eindeutig. Wir tippen auf den Ankerkasten. Kein großes Unglück, nur sorgt es zur Zeit für ein weitgehend unaufgeräumtes Schiff. Wird schon wieder. 

Freitag, 26. August 2016
Fakse Bucht, Bøgestrøm

Was gibt es über 23 sm in Dänemark zu erzählen? Vielleicht nicht viel. Aber es ist ein sehr schöner Tag, der auch zu unserer Reise gehört. 
Zunächst werden am Morgen in Rødvig die Polster weiter getrocknet. Der Ankerkasten leergeräumt und nach verdächtigen Öffnungen gesucht, durch die das Wasser eingedrungen sein könnte. Sikaflex, Presspistole, Handschuhe und Primer aus dem Werkzeugfach zusammengesucht. Dabei im Proviantfach eine ausgelaufene Dose mit vier toten Würstchen gefunden und entsorgt. 
Erst um 13h lassen wir Rødvig im Kielwasser. Eine eklige, steile Welle steht auf die Hafenzufahrt, die uns ordentlich durchschaukelt. Bloß schnell aus der Uferzone raus und die Segel setzen. 
Es wird ein warmer Sommertag, so einer, wie wir ihn uns doch öfter gewünscht hatten. Abfahrt in Shorts und T-Shirt - Ankunft in Shorts und T-Shirt. Das hatten wir nur zwei- oder dreimal in den letzten 90 Tagen. Dazu moderater Wind und glatter werdendes Wasser, je weiter wir in die Faksebucht hineinsegeln. Kein Kurswechsel durch Tonnengewirr wie in den Schären. Nur geradeaus.  Da lassen sich die Segel schön fein trimmen. Hier etwas ziehen, dort nochmal zupfen. Dann gleitet die Skokie straks durch Wasser. Völlig ohne Ruderdruck. Ich lasse die Pinne los, Skokie läuft weiter im Kurs. 5 Minuten, 10 Minuten, fast 30 Minuten fährt die Skokie geradeaus, auf Kurs eingestellt, sich selbst überlassen. Ohne festgelegte Pinne oder Selbststeueranlage. Will sie uns etwa sagen: " Hej, Andrea und Jens, lasst mal, es geht nach Hause, ich kenne den Weg" ? 
Na, dann wäre das etwas für ein Kinderbuch. Aber unsere Gefühle zum Ende der Ostseereise sammeln sich. Manchmal sentimental, manchmal stolz. Froh, glücklich, wehmütig. 

Auf dem Weg zur Insel Vejrø, die wir im Smålandsfahrwasser anlaufen wollen, machen wir in Kalvehave einen Stop für die Nacht. Nicht weil es besonders hübsch hier ist. Nö, einfach weil wir jetzt gerade keine Lust mehr haben weiterzufahren und anhalten wollen. Die Sonne und den warmen Wind auf dem Boot in Ruhe genießen. Spazierengehen. Einfach da sein. Egal wo auf dem Wasser. Unser Zuhause ist dabei. 
In kurzer Hose sitzen wir lange noch bis in die Nacht, trinken Wein und erzählen von unseren Erlebnissen. Da plötzlich sieht Andrea eine Sternschnuppe am Himmel. Wirklich! 
Weinselig kuscheln wir uns dann in unsere Koje. 
Am Bøgestrøm
Am Bøgestrøm

Vejrø, Privatinsel im Smålandsfahrwasser 
Samstag, 27. August 2016
Nach Vejrø segeln wir ganz gemütlich. Von Kalvehave bis zur Brücke bei Vordingborg motoren, der Wind kommt wie immer von vorne. Hinter der Brücke setzen wir die Segel und kreuzen gegenan. Ganz gleichmäßiger Wind und wieder läuft die Skokie ohne Ruderkorrektur schnurgeradeaus. Leider geht es bei 2 Windstärken nicht ganz so schnell, es sind nur 3,5 -4 Knoten, aber es ist gemütlich. Der Tag zieht sich in die Länge und 7sm vor Vejrø brauchen wir Motorunterstützung, weil wir sonst vorm Dunkelwerden nicht im Hafen sind. Um noch möglichst viel von der Abendsonne abzubekommen, wählen wir einen Liegeplatz weit außen. Bis dorthin werfen die Bäume am Ufer keinen Schatten. Inzwischen ist Ententeichwetter. 

Die Insel ist wunderschön. Sie ist in privater Hand, angeblich gehört sie einem Banker aus Kopenhagen. Alles ökologisch, aber vom Feinsten. Selbst einen Helikopterlandeplatz gibt es vor dem Haupthaus der Insel. Ein eigenes Ökosystem auf einer Insel. Nicht eine Marina unter vielen, sondern eine eigene Welt, die einen Hafen als Schnittstelle nach außen hat. Rebhühner fressen einem quasi aus der Hand und die Produkte der eigenen ökologischen Schweinezucht kann man im Restaurant genießen. Die Liegegebühren sind hoch, dafür gibt's inselweit Internet, erstklassige Sanitäranlagen, eine völlig entspannte Stimmung und guten Service. Wer mag kann dort Konferenzen abhalten oder goldene Hochzeit feiern. Das Taxiboot, eine Targa 44 mit 800 PS bringt die Gäste in Pullmansitzen bequem und schnell zum Festland. 
Nur als wir den Aushang des neuesten Wetterberichts sehen, rollen wir mit den Augen: unser Meeno Schrader Report hatte noch am Morgen ganz andere Windrichtungen und Stärken für die Nacht vorhergesagt. Auch der Windfinder sagte gestern anderes. Aber jetzt, um 20:00h sind sich alle Wettermodelle weitgehend einig: ab 22h gibt es Sturm aus Ost bis Südost. Da können wir auf dem Liegeplatz nicht bleiben, da läuft die Welle doch direkt aus der Ostsee durch die Hafeneinfahrt auf unser Heck zu. Das wird nicht nur ungemütlich, sondern es wird auch ordentlich in den Festmacherleinen rucken. Das kann nicht so bleiben. Wir müssen mit der Skokie in eine geschütztere Ecke. 

Insel Vejrø, 27.8., 20.00h / 28.8. 7.30h
Mein Mann der Wetterfrosch und Hafenmeister.
Während andere Segler noch gemütlich in der Sonne sitzen, erzählen und grillen, müssen wir noch einmal verholen: Jens mein Wetterfrosch weiß, dass in der nächsten Stunde der Wind dreht und direkt durch die Hafeneinfahrt auf unser Heck zielt. Und er weiß auch, dass der Wind ordentlich blasen wird. Ich bin nicht sooo begeistert, würde auch gern dänisch entspannen, folge aber dem Captain. Und Recht hat er: 15m/s fegen nachts in den Hafen. Während die anderen Skipper am Morgen noch in den Kojen liegen, legt mein Captain schon die erste Sicherheitsleine. Und springt dann am Steg herum und hilft den anderen Schiffen, sich zu sichern. 
Sollte jemand in ein paar Jahren einen Super-Hafenmeister benötigen: schon mal vormerken ...  ;)

Sonntag, 28.8. 16, 18:00h, Bericht per Telefonnetz von unterwegs

Sind von Vejrø nach Lundeborg/ Fyn unterwegs. Letzte Nacht Sturm. Morgens die anderen Boote im Hafen gesichert. Bruch bei den Holländern. 
Heute Nachmittag mit dem letzten Ostwind vor der Winddrehung auf West nach Langeland. Vor Omö Riesengewitter. Fock weggenommen. Motor Standby. In der Gewitterböe zeigt der Windmesser 15, 16, 18 m pro Sekunde an, als letztes 20m/s. Jetzt hängt es durch das Mastschlagen abgebrochen runter. 
Wir sind ok. Das Gewitter war das heftigste ever auf See. 
Melden uns aus Lundeborg. 
A&J

Gewitter über dem Großen Belt

Der Sturm der letzten Nacht auf Vejrø legt sich bis zum Mittag. In den folgenden Tagen soll es aber gut bis kräftig aus Westen wehen. Wir müssen noch einige Meilen nach Westen gut machen, um pünktlich am Freitag Nachmittag in Wendtorf zu sein. Daher lautet der Beschluss: Wir fahren am Nachmittag nach Langeland oder Fünen, um gegen Westen geschützt zu sein. Schade, weil wir uns einen Tag Pause für Vejrø vorgenommen hatten. 
Um 14h laufen die ersten Yachten aus. Wir lösen die Leinen um 14:30h bei Sonne und leichtem Wind aus Ost. Unser Wetterfenster dauert von 14h bis 20h. Dann soll wieder heftiger Wind aus West einsetzen. Das Fenster reicht, um die 25sm bis nach Lundeborg auf Fünen zu schaffen. 
Wir müssen um die Nordspitze von Langeland herum, d.h. unser Kurs ist Nordost. Nach 4sm schläft der Wind ein, dafür rollt bedrohlich schwarz eine Gewitterfront auf uns zu. Auweia. Ziemlich schnell nähert sich die grollende Wand. Vorsichtshalber nehmen wir schon einmal die Genua weg, der Motor läuft sowieso schon mit, um die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 5kn zu halten. 
Die ersten Blitze zucken. Noch ist das Donnern spät und fern. Dann zucken die Blitze immer öfter, der Regen setzt ein. Wind gibt's noch nicht. Dann eine Böe von rechts, die nächste von links. Andrea schlägt vor, zu versuchen dem Gewitter doch noch irgendwie auszuweichen. Wir ändern die Route und versuchen direkt nach Nord abzulaufen, zum Omösund. Aber der schwarze Donnerbär ist schneller, hat uns eingeholt und entlädt sich über uns. Blitz - Donner in schneller Folge. Der Tag ist dunkel wie die schwarze See. Der Regen nimmt uns für Minuten jegliche Sicht. Als es vorbei zu sein scheint, hacken mehrere Böen auf die Skokie ein. Von überall her. Wir reagieren mit Kurswechseln und Öffnen und Schließen des Großsegels. Wir preschen mit 7,5kn auf die Insel Omö zu. Und dann kommt das Finale: Eine Böe faucht von Steuerbord los. Der Windmesser zählt hoch, 15, 16, 18 m/s. Wir legen uns tief auf die Seite, zur Entlastung öffne ich das Segel. Es knattert wie wild. Entsetzlich laut. 20m/s ist das Letzte, was uns der Windmesser zeigt, dann tilt die Anzeige. An der Mastspitze hängt die Windfahne und das Schaufelrad schräg von oben und haben ihren Dienst quittiert. Das heftige Mastschlagen hat dem Gerät so zugesetzt, dass es aufgegeben hat.
Wir erholen uns nur langsam von der Attacke. Zum Glück hat sich keine Welle aufbauen können, die uns noch zusätzlich durchschüttelt. Der Wind ist wieder normal, das Gewitter zieht nach Nordost ab. 
Entspannung? Die nächste schwarze Wand steigt über Fünen und Langeland auf und droht mit Grollen und Blitzen. Diesmal haben wir Glück: Außer dem Regen bekommen wir nichts ab. Das Gewitter zieht weiter südlich durch. 
Inzwischen queren wir den Großen Belt. Die Nordströmung versetzt die Skokie mit 2kn nach Norden. Um 270* zu fahren müssen wir auf 240* vorhalten. Die 3. Gewitterwand erwischt uns, verläuft aber vergleichsweise harmlos. 
Die letzten beiden Stunden vergehen eher unspektakulär. Wir gehen zwischen den Tonnen über das Riff bei Lohals und machen um 20:30h im kleinen Fischerhafen von Lundeborg fest. Bei völliger Windstille. 

Montag, 29. August 2016, Lundeborg

Heute machen wir einen Hafentag in Lundeborg. Jetzt, Ende August ist hier nichts mehr los. Die Saison ist zuende. Wir verschnaufen, schlafen, verarbeiten. In Schweden hatten wir eine Landkarte vom Baltikum gekauft. In die zeichnen wir heute die Route unseres Ostseesommers ein. Mit Logbüchern, Tagebüchern, Stiften und iPad  setzen wir uns in ein Café und gehen die Stationen der Ostseereise noch einmal durch. Am Schluß ein Foto für den Jimdo Blog. 
Auf den Mast steige ich heute nicht mehr, um den Windgeber zu untersuchen. Fühle mich heute doch zu unfit, um mich in 15m Höhe an eine Aluminiumstange mit 18cm Durchmesser zu klammern. Vielleicht dann in Marstal oder erst zum Winterlager, wenn der Mast sowieso gezogen wird. Das ist ja auch nicht mehr so lange hin. 

Dienstag, 30. August 2016, Marstal
Ja, wir sind in Marstal. Da, wo alle Segler der Ostsee schon einmal waren. Und es ist jetzt auch noch einigermaßen viel los hier. Wir laufen von Lundeborg mit einem Anlieger durch das Rudkøbingløb nach Ærø. Es pfeift auch heute noch ganz ordentlich. 5 Beaufort und in Böen mindestens 6. Aber wir sind in geschützten Gewässern unterwegs und machen keine langen Strecken mehr. Wir wollen die letzten Tage gemütlich durch die dänische Südsee bummeln. So wie im Urlaub. Einfach rumDiggern. Unter der Langelandbrücke kommt uns eine Flotte holländischer Großsegler entgegen. Fünf Schiffe. Etwas eng wird's, aber wir weichen großzügig ins flachere Wasser neben die Fahrrinne aus. Mit Reff1 und halber Genua laufen wir 7,0 kn, davon 1 kn durch den Strom von hinten. Wind von vorn, Strom gegen an, das macht eine schöne kabbelige Welle. 
Um 14:30 machen wir in Marstal fest. Sehr früh für uns.  Wir haben noch eine große Auswahl an Liegeplätzen im sonst überfüllten Marstal und ergattern eine Box genau gegenüber dem Kalkofen. Ein Wahrzeichen von Marstal. Nase im Wind. Heck zum Kalkofen. Alle anderen müssen hier vorbei. Es ist wie bei einer Schiffsbegrüßungsanlage. Sicher kommt heute noch eine Yacht vorbei, die wir kennen oder schon mal gesehen haben. 
Noch drei Tage... Von hier könnten wir ohne weiteres nach Wendtorf zurück. Wollen wir aber nicht. Die Windvorhersagen lassen es noch zu, zwei weitere Schläge durch die dänische Südsee zu machen, bevor wir am Freitag den finalen Kurs zum Heimathafen anlegen müssen. 
Wenn wir zurück sind, werden wir an die 2000 Seemeilen im Kielwasser haben. Eine unglaubliche Strecke für uns.
Jetzt aber wollen noch ein wenig "boating" zur Entspannung machen. 
Noch haben wir drei Tage....
Sturmerprobt
Sturmerprobt

Mittwoch, 31. August 2016, Mommark

Rasmus meint es heute noch einmal gut mit uns. Von morgens bis abends Sonne. Garniert mit gemütlichen Halbwindkursen an der Küste von Ærø entlang. Ohne Welle, 3-4 Windstärken. 
Wir wollen uns einmal Mommark auf der Insel Als ansehen. Der alte Hafen soll ja noch zu einer richtigen Marina aufblühen. Bis dahin scheint es aber noch ein wenig hin zu sein. Auf jeden Fall kann man hier festmachen und findet die übliche Versorgung: Strom, Wasser, Internet, Duschen. 
Der unmittelbar angrenzende Campingplatz spendet das Sanitärgebäude, aber keine Atmosphäre. Fürs dänisch hyggelige fehlt's noch. Rasenmähen ums Vorzelt und Gartenzwerggespräche können wir hören. Aber wir wollen nicht verurteilen. Wenn wir unterwegs immer alles verstanden hätten, würden wir bestimmt auch anders erzählen. 

Kappeln, Donnerstag, 1. September 2016

Mommark - Kappeln. Eine kurze Strecke, für die es sich fast gar nicht so richtig lohnt vor dem Ablegen alles seeklar zu machen. Das Wetter hat noch einmal kurz schwarze Wolken mit einem dicken Regenschauer für uns parat. Zum Glück kein Gewitter. Die Segel vorher reffen, an der Pinne in die Regenhose steigen und vorbereitet sein, geht als oft trainierte Übung schnell und leicht von der Hand. Vor dem  Leuchtturm Schleimünde ist der Himmel dann wieder klar und die Sonne scheint. Wie schön. 
Nach acht Ländern, mehr als 2.000 Seemeilen und nach einem ganzen Sommer auf dem Boot laufen wir in heimische Gewässer ein. Hier brauchen wir jetzt keine Gastlandflagge mehr. Aber wir kehren von der Reise heim und haben dafür alle Gastlandflaggen und den Wimpel vom Götakanal unter die Steuerbordsaling gezogen. Schön bunt und fröhlich flattern die Flaggen vor den weißen Segeln. Ein wenig ergriffen und mit leicht glimmernden Augen schauen wir uns an und nehmen uns in die Arme. Ein junger Mann, der am Fuß des Leuchtturms steht, schaut zu uns herüber, legt die Hände zum Trichter an den Mund und ruft: "Klasse. Überall da seid ihr gewesen?" 
Wir können ihm im Vorbeifahren auf seine nächste Frage noch einmal die Reihenfolge aller Länder zurufen. Was wir ihm nicht zurufen können sind alle Erlebnisse, Geschichten und Gefühle, die wir mitgebracht haben. Aber wir genießen diesen Augenblick in dem sich unsere letzten drei Monate auf der Ostsee konzentrieren. 
Von einigen Yachten, die uns entgegenkommen, wird uns ein Daumen nach oben entgegen gestreckt. Andere Skipper schieben die Unterlippe etwas vor und nicken dabei anerkennend. Das macht schon etwas stolz. Und glücklich. 
Schnell haben wir bei Ancker in Kappeln eine Box für die Skokie gefunden. Mit den schwäbischen Bootsnachbarn klönen wir eine ganze Weile mit einem Kaffeebecher in der Hand.
Wir gehen am frühen Abend zum Essen ins Alt-Kappeln und bestellen Scholle Finkenwerder Art. 
Den letzten Abend unseres Törns verbringen wir dann bewusst allein  mit einem Glas Rotwein im Cockpit auf dem Boot.

Kappeln - Wendtorf,  letzter Tag

Heute ist Freitag, 2.September 2016. Heute werden wir unser Kielwasser des ersten Tags unseres Sommertörns vom 29. Mai kreuzen. Den Kreis vollständig schließen. 
Das ist ein wirklich besonderer Tag. 

Auf dem Weg zur Dusche in der Ancker-Marina sehe ich den mobilen Mastenkran mit einen Fahrkorb am Ausleger stehen. Wenn man damit bis an die Mastspitze kommt, wäre doch eine Inspektion der Windsensoren oben an unserem Mast eine sehr bequeme Sache. Tatsächlich gibt's im Plan der Werft um 10:00h einen Slot, den wir nutzen können. Ja super. Wir verholen nach dem Frühstück die Skokie unter den Kran und ich kann selbst nach oben gekrant werden. Dort angekommen muss nichts repariert werden. Es hat sich lediglich die große Überwurfmuttter der Befestigung gelöst, so dass kein elektrischer Kontakt mehr vorhanden ist und das ganze Gerät auf der letzten Rille, kurz vor dem Absturz hängt. Im Handumdrehen ist die Mutter wieder festgezogen und die Anzeige funktioniert wieder wie vorher. Teure Ersatzteile sind zum Glück nicht erforderlich.