Tipps und Tricks aus dem Ostseesommer 2016


Eine Leine zu einem Bunsch aufschießen

Jeder sollte immer "seine" Leine aufschießen, da es vermehrt zu Kringeln, vertörnten Leinen und seemännischen Achten in der Leine kommen kann. 
Warum? Der eine hält den Bunsch in der linken Hand und legt mit der rechten Hand die Schlaufen in den Bunsch. Der Andere macht es genau anders herum. Bunsch in der rechten Hand, die linke Hand legt die Schlaufen. Durch das Schlaufenlegen entsteht ein Drall in der Leine, der einmal links herum das andere Mal rechts herum verläuft. Ganz spaßig ist es mit dem Landstromkabel, da sich hier, bei abwechselnden Aufschießen des Kabels mit der Zeit hübsche Locken in Kupfer und Isolierung bilden, die irreversibel das Kabel zieren. 
Also: jedem gehört seine Leine, die er selbst zum Bunsch aufschießt. Dann ist immer der gleiche Drall drin. Das Landstromkabel sollte nur von Rechtshändern aufgeschossen werden. 
Linksrum oder Rechtsrum
Linksrum oder Rechtsrum

Eine Jeans anziehen, ohne dass die Hosenbeine nass werden

In den Marinaduschen ist der Boden oft nass. Nach dem Duschen muss man in die Jeans kommen, ohne dass die Hosenbeine durch das Gemisch auf dem Boden aus Wasser, Duschgel und Hafendreck Schaden nehmen. 
Zuerst stellt man sich auf die Sohlen der Badeschlappen (Adiletten). Man nimmt die Jeans normal beim Hosenbund und greift zusätzlich mit zwei Fingern der rechten Hand das rechte Hosenbein am unteren Rand dort wo der Fuß raus kommen soll. Das gleiche mit der linken Hand. 
Jetzt hat man die Hose am Bund und die Enden der Hosenbeine auf gleicher Höhe in den Händen. Die Hosenbeine hängen aber nur auf halber Länge herunter. 
Jetzt kommt die Herausforderung an den Gleichgewichtssinn. Man stellt sich auf das linke Bein und steigt mit dem rechten in die Hose. Dabei lässt man das Hosenbein in dem Moment aus den zwei Fingern los, wenn der Fuß bei der höben Länge angekommen ist. Anfänger dürfen sich dabei mit der Schulter oder Rücken am Türrahmen abstützen um die Balance zu halten. Langsam schiebt man den Fuß durch das Hosenbein, aber nicht nur vertikal, sondern unterstützend etwas waagerecht angehoben, bis der Fuß durch ist.  Das Hosenbein dabei schön hoch mit dem durchrutschenden Fuß über dem Erdboden halten, dass es nicht ins Nasse gerät.
Erste Hälfte geschafft. Jetzt das Ganze mit dem linken Bein wiederholen. Der Schwierigkeitsgrad ist etwas höher, da ein Bein bereits in der Hose steckt und dadurch die Bewegungsfreiheit im Hosenbund beim Durchschieben des anderen Fußes in das andere Hosenbein eingeschränkt ist. 

Alternative Methoden und Variationen:
* Auf einen Hocker oder eine Bank stellen. 
* Gerne wird auch die Methode "Hosenbeine hochkrempeln" genommen. 
* Frauen können auch im Rock zum Duschen gehen.....


Alte Klamotten fürs Schleusen mitnehmen
Es empfiehlt sich für das Schleusen alte Klamotten und alte, aber griffige Schuhe für den Leinenmann mitzunehmen. 
Die Molensteine sind glitschig, das Gras neben den Schleusen feucht, manchmal sumpfig. Schicke Bootsstiefel, neu aus dem Laden, werden unweigerlich so beansprucht, dass sie nach dem Götakanal eher als Veteranentrophäe genutzt werden können.

Der Bootsnamen in Landessprache?
Wie wird SKOKIE auf Polnisch oder Lettisch ausgesprochen? Obwohl der Name unseres Bootes schön kurz und einfach ist, bereite es doch in Polen und im Baltikum manchmal Schwierigkeiten ihn auszusprechen.  
So wie es sich im Englischen anhört, würde man es polnisch etwa wie SCOCY schreiben. 
Um den Hafenmeistern die Notizen in der Buchführung zu erleichtern, sprechen wir es für sie so aus: 
Das SK normal, wie ein SK eben. 
Das folgende O kurz und trocken wie das O in Koch. 
Das KIE nicht wie das englische Key, sondern KIJE. Kurzes E am Ende, wie am Ende von Laterne und zwischen dem I und dem abfallendem E ein verbindendes J einfügen. 
SKoKIEje. Ganz simpel. 
So wird aus einen Vorort von Chicago ein in Pommern verstandener Bootsname. 

Zwei Tipps zur Navigation, die nicht von uns sind, sich aber wirklich bewährt haben:

1. Das Klebchen.                         
Wo ist meine Position in der Seekarte? Ein transparentes Klebelesezeichen aus dem Schreibwarenhandel in Form eines Pfeils auf die Hülle der Seekarte auf die augenblickliche Position kleben und von Zeit zu Zeit versetzen. Sofort hat man den Überblick welche Seezeichen man schon passiert hat. 
Auch für den schonenden Umgang mit den Seekarten geeignet, falls diese nach einmaligen Gebrauch noch weiterverkauft werden sollen. Es muß dann nicht radiert werden.    
           
2. Die Wäscheklammer:     
Die Rot/Grün Betonnung wechselt besonders in den schwedischen Schären häufig. An welcher Seite lässt man die roten Tonnen? Backbord oder Steuerbord? Hier helfen bunte Wäscheklammern weiter, die an die Seiten des Sprayhoods geklemmt werden. Läuft man in ein Fahrwasser ein, steckt man die rote Wäscheklammer an die vorgegebene Seite mit den roten Tonnen, eine grüne Wäscheklammer an die andere Seite. So kann schnell in hektischen Augenblicken sofort richtig gesteuert werden, ohne noch einmal die Details in der Seekarte aufzuspüren.  
Achtung: An jedem Morgen und bei Fahrwasserwechsel die richtige Seite der Klammern überprüfen. Dann ist es aber auf jeden Fall für die nächsten 25 Tonnen richtig. 


Das Fenderbrett

Die Leinen an unserm Fenderbrett hatten wir mit einem Palstek durch die Löcher, die quer durch das Brett gebohrt sind geknotet. Damit liegt der Palstek an der Außenseite des Bretts, das an der Schleusenwand entlangrutscht. Nach einem Tag Schleusenarbeit war die Leine durchgescheuert. Auf der "Emma-Andrea" mit der Kerrin und Jesper unterwegs waren haben wir uns das Längsloch abgeschaut: 
In die Schmalseite des Bretts, rechtwinklig zum Querloch eine weitere Bohrung, hier die Leine durchziehen und einen Achtknoten im Querloch knüpfen. Die Leine liegt jetzt vom Holz geschützt, innerhalb des Bretts. Ausreichende Materialstärke des Bretts vorausgesetzt. 

Der Bojenhaken


Um an einer Heckboje festzumachen, kann man die Heckleine beim Anlaufen des Stegs am Ring der Boje festknoten oder durchfädeln und auf Slip nehmen. Da der Abstand zwischen Bojenring auf dem Wasser und Deckshand an Bord oft groß ist, gelingt es selten und ist mit MOB-verdächtiger Turnerei verbunden. Daher werden verschiedene Fädelhilfen und Haken zum Festmachen der Heckleine an der Boje angeboten. 

Nach einem Vergleichstest in einer Segelzeitschrift in 2015 hatten wir uns für einen Haken mit einer Verriegelungsmechanik entschieden. Die Heckleine wird an den Haken geknotet und dieser mit einem mitgelieferten Bootshaken in den Ring gehakt. Der Stab wird abgezogen, die Verriegelung klappt zu und die Heckleine ist fest an der Boje. Vorteile: Die Heckleine wird nur einfach von der Boje zum Boot geführt, nicht doppelt auf Slip. Daher muss bei großen Abständen zwischen Boje und Steg (z.B. in Ventspils) keine zweite Leine als Verlängerung angesteckt werden. Ein Scheuern und Schamfilen der Leine im Bojenring durch doppelte zurücklaufende Leine entfällt. Durch die Verriegelung kann der Bojenhaken beim loskommen der Leine nicht aushaken. Das Öffnen des Hakens beim Ablegen kann einfach mit den Fingern oder mit dem wieder Aufstecken des zugehörigen Bootshakenstiels geschehen. 

Wenn man den Haken beim Ablegen solo in der Hand hat, lässt er sich flink in die Reling einhängen und dort kurzzeitig Parken, um schnell beide Hände für die weitere Leinenarbeit frei zu haben. 

Auch an Fingerstegen, den Auslegern von Schwimmstegen, konnten wir von Deck aus, mit dem Stiel aus GFK, die Klampen oder Ringe an den Auslegern schon beim Einfahren in die Box mit einer Leine sehr gut einfangen. Hier ist der Abstand zwischen Deck und Festmacherring besonders groß. In vielen Situationen hat sich das Handling als sehr praktisch herausgestellt. 

Der Haken und der Verriegelungsmechanismus sind komplett aus Edelstahl und auch die Kleinteile der Konstruktion sehr solide. Alles ist ausreichend dimensioniert. Der GFK-Stiel ist teleskopisch ausziehbar. Es hat nie geklemmt, nichts ist irgendwie verbogen oder abgebrochen. Die  Ingenieurskonstruktion aus Süddeutschland haben wir an einem kleinen Stand auf der Hanseboot HH vom Hersteller erworben. Von uns eine klare Empfehlung. 


Ankerleine am Heck

Für die Verbindung Boot-Heckanker gibt's in Schweden nur eins: Ankarolina. Eine große Spule mit Gurtband am Heckkorb befestigt, an der sich der Gurt mit einer Kurbel aufrollen lässt. Da wir aber nicht noch mehr Ausrüstung an den Heckkorb schrauben und keine zusätzliche Ausgaben für den Ersatz von vorhandenen Equipment tätigen wollten, haben wir die Ankerleine mit Kettenvorlauf in einen Sack aus sehr stabilen, gummierten Netz verstaut. Den Sack haben wir zufällig in einem Baumarkt für die Anwendung "Äpfelpflücken" für ein paar Euro gefunden. Hier finden 25m Leine und 4m Kette Platz. 
Der Sack mit Leine lagert in der Backskiste und wird vor dem Heckankermanöver hervorgeholt und im Cockpit festgelascht. Besser als bei der Ankarolina kann der Kettenvorlauf angeschäkelt bleiben. Jedoch muss die Verbindung zum Anker noch hergestellt werden. 
Beim Einholen der Leine diese nicht zum Bunsch aufschießen, sondern Bucht über Bucht in das Netz hinein fallen lassen. Das Netz ist steif genug, dass es offen stehen bleibt. So kann die Leine beim nächsten Mal wie aus einem Kettenkasten frei auslaufen. Im Netz trocknet die Leine gut. Es könnte für den gleichen Zweck auch ein Eimer mit Löchern Verwendung finden, jedoch ist der beim Verstauen in der Backskiste nicht so flexibel.