Moin Jungs,
mit Wolfgangs Hilfe haben wir gestern die SKOKIE aus dem Wasser gekrant. Es war ein mieser, verregneter,
grauer, kalter Herbsttag. Ohne Wind. Trübe. Eben Saisonende :(
6.30h wecken, 8.30h ablegen, 10.15h an der Schleuse Holtenau, 11.00h geschleust.
Am Wartesteg Öl- und Ölfilterwechsel, der Motor war ja warm und das Öl schön flüssig. Nasse Segel abgeschlagen, Mast zum Ziehen vorbereitet. 12.30h am Mastenkran, Motorkühlwasser mit Frostschutz
gespült. 13.30h aus dem Wasser und schon auf dem Bock. Ein paar kleine Muschelbänke an der Saildrivemanschette und am Loggeber. Pieselregen. Auto aus Wendtorf geholt, Restklamotten von Bord, Deck
geschrubbt, Wasserpass gereinigt. Frischwassertank konserviert. Segel und Polster nach Eckernförde verbracht. Dann nach Hause. 27h-Einsatz von Abfahrt bis Ankunft Salzgitter. Vielen Dank
Wolfgang! Es hat alles wie am Schnürchen geklappt. Und die Mannschaft von der Dickwerft hat ein großes Lob für Ihren Teamgeist, Professionalität und die gute Laune bekommen. Die Skokie kommt
wieder in die Halle, Grasweg und ist in 14 Tagen dort.
Jetzt geht es wieder in die Bastelphase. Für das nächste Jahr stehen noch viele Kleinigkeiten an, die aber auch eine Menge Arbeitsstunden verursachen können. Die grossen Zieraufkleber, Jule
bezeichnet sie als Decks-Tattoos, sollen neu werden. Elektrik, eine zusätzliche Batterie, Deckenverkleidung, Holzarbeiten (Einlegeböden in den Schränken, Klappen in den Sitzkisten im Salon,
Aussenborderhalterung in der Backskiste, .. ) und vieles anderes steht auf der To Do Liste.
Es soll noch ein Kartenplotter fest installiert werden und AIS ist in der Überlegung. Zumindest Empfangen. Senden? UKW-Transmitter sind doch etwas teuer und der Nutzen nicht eindeutig, da die
Berufsschiffahrt die Class B Signale, die von Yachten nur mit geringer Leistung ausgestrahlt werden, einfach ausblendet. Der Radarschirm bei denen wird sonst zu voll.
Ich habe aber eine App entdeckt, mit der die eigene Position über das Internet übertragen werden kann wenn man Verbindung zum Handynetz hat. Damit soll man dann z. B. auch bei Marine Traffic
sichtbar sein. Schön für die daheim gebliebenen, um uns verfolgen zu können. IPad machts möglich. Big Data at Sea.
Wir haben auf jeden Fall zwei volle Tage Hanseboot eingeplant. Fehlende Ausrüstung ergänzen und umsehen. Und möglichst viel klönen und Infos sammeln. Unsere Spannung steigt. Langsam aber stetig.
Ein neues Risiko für unser Vorhaben im nächsten Jahr ist wieder eingetreten: Die VW- Krise. Strukturelle Maßnahmen und notwendige Unternehmens-Solidarität erzeugen ein Fragezeichen, ob es
vertretbar ist, sich jetzt für 3-4 Monate im Sommer auszuklinken. We will see. Der Plan für die Ostseerunde steht aber.
Wir würden uns auf jeden Fall freuen, Euch auch im Winter wieder zusehen. Lasst Euch die Zeit nicht vertrüben. Der nächste Sommer kommt bestimmt.
Viele liebe Grüsse, auch an alle, die Ihr lieb habt von der SKOKIE.
Andrea und Jens
Kiel, stürmisch, 5-7'C
Morgens mit Werkzeug und Ersatzteilen beladen auf den Weg nach Kiel. Bin mittags mit einem Segler in Kiel verabredet. Ich möchte mir eine gebrauchte Rettungsinslel ansehen. Wir treffen uns an der
Bootshalle. Die Wartungsperiode der Insel, Bj 2009, läuft erst im November 2017 ab. Äußerlich macht die Tasche einen guten Eindruck, alle Papiere sind dabei, die Plombem unversehrt. Ich schlage
ein. Skokie bekommt die zusätzliche Ausrüstung. Jetzt sind wir gerettet. Die 25kg-Tasche läßt sich nur mühsam die Leiter hoch an Deck schleppen.
Als nächstes schleife ich den Saildrive an und lackiere ihn nach. Die Opferanode ist schon zwei Sommer mitgefahren ohne angeknabbert zu sein. Ist das richtig? Hat sie elektrischen Kontakt zum
Saildrive Gehäuse? Mit dem gößten Kreuzschlitzschraubendreher bekomme ich die beiden Unterwasserschrauben auf. Alles ok. Die Kontaktflächen werden blank gemacht, dann die Anode wieder
angeschraubt. Ersatz ist an Bord.
Zuhause habe ich den Propeller inzwischen der jährlichen Wartung unterzogen. Geschliffen, mit Primer und Antifouling lackiert und abgeschmiert. Neue Opferanode. Fertig. Der Propeller soll
beim nächsten Mal wieder angebaut werden.
An Deck kontrolliere ich die Dekorstreifen an Steuerbord. Alles fest. Dann kann ich die Stützen der Selbstwendefockschiene wieder festschrauben.
Das Anbringen der Deckenverkleidung ist einfacher, als ich dachte. Ich probiere gleich auch den Spezialkleber Gisatex 1805 aus, um die an einigen Stellen abgelösten Kanten der Textilbeschichtung
wieder zu fixieren. Der Kleber ist eigentlich eine eierlegende Wollmilchsau. Dauerelastisch, Kontaktkleber, fugenfüllend und dazu tropffrei und lösungsmittelfrei. Beidseitig auftragen mit Spachtel
oder Pinsel, ablüften lassen bis er glasig wird und anfängt Fäden zu ziehen bei der Fingerprobe, zusammendrücken, hält. Genial.
Nach 2 Stunden ist die Steuerbordseite unter Deck wieder zusammen, als wenn nichts gewesen wäre. Selbst die Gardinen sind wieder dran.
Das Abbauen der Verkleidung an Backbord geht schneller, weil ich jetzt Übung habe und die richtigen Werkzeuge in Armlänge bereitliegen. Der Bügel der Fockschiene kommt los.
Außen werden die Flächen für die Dekorstreifen noch einmal mit nassem 600er Schleifpapier geglättet. Dann die Klebefolie mit Spülmittelwasser in Position gebracht. Auf dieser Seite geht es auch
besser als an Steuerbord. Nach weiteren 1,5 Stunden sind die neuen Rallyestreifen fixiert und dürfen trocknen.
Am Heckspiegel hatte ich zwei kleine Macken schon mit Gelcoatspachtel ausgebessert. Da die Schleifutensilien gerade zur Hand sind werden diese Stellen jetzt feingeschliffen.
Die Badeleiter am Heck erhält eine Teakstufe. Quick&Dirty: 1,5 Stunden. Es soll ja ordentlich werden.
Zwischendurch zum Bauhaus Baumarkt mit Maritimabteilung: fehlende V2A Schrauben besorgen und Kaffee. Der Bastler am Nachbarboot, der am Lackieren ist, wird gleich mitversorgt.
Zum Schluss noch die Kabelei am Instrumentenbrett angehen. Es ist schon wieder spät geworden. Fertig wird es heute nicht. Habe mir wieder zu viel vorgenommen. Ich muss noch aufräumen und die
Plane übers Boot legen. Alles in Allem bin ich erst um 23:00h im Auto und nach einem kleinen Imbiss auf der Autobahn, Kurs Süd. Stellenweise Wintereinbruch mit Schneeschauern und Graupel. Auf der
Raststätte Allertal will ich einen Kaffe trinken, bleibe noch einen Moment vor dem Aussteigen im Auto sitzen und lehne mich zurück. Nach einer Stunde wache ich wieder auf. Ich war eingeschlafen.
Schnell den Kaffee holen und bei Sanifair reinschauen. Um 03:30h bin ich dann endlich zuhause und falle ins Bett.
Wie gut, dass die Skokie in der Halle steht. oft ist es kalt und stürmisch. Nur richtig langen Frost gab es in diesem Winter nicht. Toi, toi, toi.
Seit Januar bin ich fast jedes Wochenende, meist nur für einen Tag in Kiel gewesen. Die Anreise von Salzgitter scheint immer länger zu dauern. Baustellen auf der Autobahn um Hannover, ab Hamburg
über Neumünster bis Kiel nur noch eine einzige. Die aber fast 150km lang.
Weil ich am Ende eines Arbeitseinsatzes auf der Skokie nicht immer wirklich weiß, was ich geschafft habe, beginne ich
aufzuschreiben, woran ich wie lange geschraubt und gebohrt habe. Es dauert eben einfach alles länger auf einem Boot. Fehlt das richtige Werkzeug, heißt es aus der Zwangslage aus Backskiste
rausklettern, an Deck, die Leiter runter, zum Auto, Werkzeug holen, Leiter wieder hoch, an Deck und wieder in die Backskiste hinein klettern. Das Ganze dann noch einmal! weil die passende
Schraube nicht zur Hand ist. Und dann noch einmal, um ein Pflaster aus dem Verbandkasten zu holen. Irgendwann ist die M6 Mutter aber fest, und das nächste Werkstück kann in Angriff genommen
werden.
Für den neuen Plotter habe ich ein Datenkabel vom Deck über dem Niedergang zur Schalttafel am Navitisch gezogen. Alles sauber
eingedichtet und oben auf der Instrumentenkonsole mehrpolige Stecker und Buchsen angelötet.
Am nächsten Wochenende wundere ich mich, in der Backskiste sitzend, dass ich nun doch noch nicht das alte Kabel auf dem Weg nach
unten vollständig entfernt habe. Diesmal habe ich aber den Seitenschneider schon dabei und es geht ruckzuck. Das Kabel ist abgeschnitten und rausgezogen. Als ich am Navitisch den Plotter mit dem
UKW-Funkgerät verbinden will, kann ich das Ende des neuen Kabels nicht finden. Sollte ich etwa.., in der Backskiste.., im Halbdunkeln.., das neue Kabel...? Ja, habe ich. Was für ein
Malheur. 6 Stunden Arbeit und wunde Finger, alles für die Katz. Auf ein Neues. Durch die Übung geht das Einziehen des neuen Kabels beim zweiten Mal, durch das Deck, unter der Deckenverkleidung,
durch die Backskiste, im Kabelkanal zu Schalttafel aber etwas schneller.
Zuhause habe ich in ein kleines Gehäuse aus dem Elektronikfachhandel drei Buchsen eingesetzt, um den NMEA Datenbus sauber
zusammenzustecken. Die kleinen Drähte untereinander in der Box müssen nur noch richtig kombiniert werden. Mit drei unterschiedlichen Schalt und Verdrahtungsplänen von drei verschiedenen
Herstellern auf den Knien erfordert es unendlich Konzentration und Überprüfung beim Verschalten und Verlöten. Sieht zum Schluss aber doch professionell aus. Die Geräte sind zumindest ersteinmal
mit Strom versorgt. Das zeigt der erste Funktionstest.
Bei eBay Kleinanzeigen konnte ich ein Log von Autohelm originalverpackt, also neu, passend zu den anderen 25 Jahre alten
Instrumenten erstehen. Ein echter Glücksgriff. Der AIS-Empfänger mit Antennensplitter ist auch bereits montiert und wartet auf seinen Einsatz.
Irgendwann, nach etlichen Wochenenden sind zwei neu AGM Batterien, sauber verdrahtet und abgesichert an Bord. In passend gemachten
Batteriekästen und gegen Umkippen und Verrutschen festgeschnallt. Da wurde vor 25 Jahren weniger Aufwand betrieben, um
die Energieversorgung sicherzustellen.
Der Autopilot hat nun einen eigenen Schalter, sitzt jetzt nicht mehr auf der Klemme der Steckdosen.
Der Deckstrahler am Mast hat ebenso Anschluss an Schalter und Sicherung gefunden und am Bugkorb befindet sich eine nagelneue
LED-Zweifarbenlaterne, rot/grün unter dem Tritt. Die Laterne benötigte fast einen ganzen Tag, da die Befestigung mit Flex und Holzplatten umkonstruiert werden mußte. Dafür verbraucht diese
Laterne aber nur 1,5 Watt und der Anker läßt sich jetzt unter der Lampe hindurch, aus dem Bugkorb schieben. Den Anker mußte man sonst immer von außen in die Halterung am Bugkorb bugsieren und
benötigte eine Portion Akrobatik dabei. Eine Ankerwinch gibt es bei uns nicht an Bord.
Die Prüfung der Flüssiggasanlage des Kochers brachte die Forderung nach einer Neuinstallation des Landanschluss im Ankerkasten mit
sich. Angeblich sollen die Funken fliegen, wenn man den Stecker dort zieht. Das ist doch einfach zu gefährlich! Also Umbauen, sonst gibt's keine Prüfplakette. Lässige 2,5 Stunden auf dem
Bauch liegend, mit dem Kopf im Ankerkasten hängend werden absolviert und schon entspricht die Anlage den geforderten Bedingungen. Kleinigkeit.
Zurück zum Instrumentenpanel über dem Niedergang. Der Kartenplotter ist etwas größer ausgefallen und tat bereits auf der Sunrise gute Dienste. Aber
die Anordnung der Geräte musste geändert werden, damit alles seine Platz findet. Das Neuanordnen passierte zu Hause im Keller. Alte Löcher im Teakholzbrett sauber ausfüllen und die neuen
Befestigungslöcher anbohren. Danach noch lackieren, das ganze am nächsten Wochenende in den Kofferraum und an Bord wieder montiert. Ist nicht neu, aber fachmännisch instant gesetzt. So hatte ich
mir das gedacht. Ich bin zufrieden.
Ach ja, am letzten Wochenende vor dem Kranen fand ein neues Ladegerät von Waeco noch seinen Platz. 25A Ladestrom für drei getrennt Batterien. Jetzt
mit Batterietemperaturüberwachung und Fernbedienung von der Koje aus für den Sleepmode. Damit kann man den Lüfter des Geräts unterdrücken, und die Leistung wird zurückgenommen. Tolle Sache.
Die Kabelzuführung wurde in dem Zuge gleich vernünftig nachgearbeitet und verrichtet mit sauberen Kabelschuhen und großer Haupsicherung seinen Dienst.